Farwell „Apocalypse“
Ein Gigant verabschiedet sich……
Als wir die Nachricht gelesen haben, war es zunächst ein Schock und wir haben es für einen schlechten Scherz gehalten, aber es ist leider Realität nach einer Spielzeit von 22 Jahren hat der Free-Fall-Tower „Apocalypse“ nach der gerade abgelaufenen Saison das Drayton Manor Resort endgültig verlassen.
Man schrieb das Jahr 2000, als der kleinere Freizeitpark in Tamworth nahe Birmingham von sich reden machte mit einer bahnbrechenden Neuheit – Großbritanniens erster Giant Drop von Intamin. Nach zwei Jahren Vorarbeit wurde der 55 Meter hohe Turm am 6. Mai als Weltneuheit eröffnet, denn er bot neben zwei gewöhnlichen Sit-Down-Spuren auch zwei Stehgondeln und eine Floorlessgondel. Letztere wurde im Laufe der Jahre als „The 5th Element“ nachgerüstet und erhöhte die Kapazität noch ein wenig. Die beiden neuartigen Gondeln boten aber noch mehr – nämlich die Tiltfunktion. Das heißt, sie wurden nach vorne gekippt um 15°. Die hydraulische Neigung erfolgte, nachdem die Gondel sehr langsam die Wirbelstrombremse passiert hatte. Das Gefühl war ein völlig neues. Zum einen lag der Belastungspunkt nun auf den Schultern, was aber keinesfalls unangenehm war und zum anderen waren Beine und Füße nicht mehr sichtbar, sodass der Fahrgast gezwungen war, den Blick in die Tiefe zu richten – es sei denn, der Feigling im Inneren wollte die Augen schließen. Ja, es war einem bei jeder Fahrt ein wenig unbehaglich, aber das machte das Erlebnis ja aus.
Mit diesen Features hatte der Turm damals ein Alleinstellungsmerkmal, denn er war der Erste seiner Art weltweit. Die Ursprungskapazität mit vier Spuren lag bei rund 500 Personen p/h. Alle Spuren boten Adrenalin vom Feinsten, egal ob klassisch im Sitzen ab 1,20 Meter Körpergröße oder im Stehen / Hängen – wo man 1,40 Meter groß sein musste aufgrund des anderen Bügelsystems. Die Stehgondeln waren mit großen bequemen Schulterbügeln ausgestattet. Zwischen den Beinen hatte man eine Art Fahrradsattel, der das Herausrutschen verhinderte. Unter den Füßen zwei kleine Plattformen. Die Vorrichtung konnte durch hoch und runter schieben exakt an die Körpergröße des Passagiers angepasst werden. Zum mulmigen Gefühl führte ebenfalls der Faktor, dass man den Fahrradsattel während der Fahrt kaum spürte. Das war bei der Hängegondel anders, weil hier das Gewicht eben auf diesem lastete. Bei beiden empfand man die Bremse wesentlich härter als bei der Sit-Down-Variante.
80 km/h Topspeed und im Stehen/Hängen zusätzlich bis zu 4G auf dem Weg nach unten, die erreicht wurden, da blieb nicht mal Zeit zum Schreien. 1:15 Minute dauerte der Höllenritt, wobei der freie Fall grade mal vier Sekunden davon in Anspruch nahm. Man hatte die Wahl und diese musste man bereits am Anfang der Warteschlange treffen, denn dort teilte sie sich in drei. Das Theming war recht gut gelungen, obwohl man auf eine Preshow verzichtet hatte. Dafür gab es aber einen schaurigen Soundtrack und während des Wartens stand man auf einer Art Empore, sodass man den Beladevorgang genau beobachten konnte. Das Stationsgebäude war 8 Meter hoch und von Mark Golding und der Firma Space Leisure gebaut und gestaltet. Ein weiteres Highlight war das Onridefoto das an der Spitze aufgenommen wurde. Die pure Angst in den Gesichtern der Mitfahrenden wurde abgelichtet.
Für alle Fans hatte der Park ein besonderes Bonbon: er bot Teile (hauptsächlich Dekoration) zum Kauf an. Man konnte eine Liste dieser Teile anfordern. Die Preise lagen zwischen 50 Pfund für ein kleines Schild bis hin zu 500 für eine Gondelabdeckung. Ein Bügel war leider nicht dabei, sonst hätten wir zugeschlagen.
Doch warum hat der Park denn nun Abschied von seinem Giganten genommen? Zum einen, weil der aktuelle Besitzer des Drayton Manor Resorts die Looping Group, zur Familienfreundlichkeit zurück möchte – was hoffentlich nicht der „Shockwave“ auch zum Verhängnis wird – und zum anderen erforderte der Tower aufgrund seines hohen Alters erhöhte Wartungsleistung, die mit erhöhten Kosten und Unwirtschaftlickeit verknüpft war. Was mit der Anlage geschieht, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht bekannt. Schließlich stand er bereits vor rund zwei Jahren schon mal zum Verkauf auf einem Portal für gebrauchte Fahrgeschäfte.
Wir können uns glücklich schätzen, dass wir im Jahre 2005 diesen wundervollen Turm testen durften.
Übrigens, ein weiterer Turm sagt im Januar Aufwiedersehen. Der im Jahre 2011 gebaute Moser Tower „Mäch Tower“ im Busch Gardens Williamsburg wird den Park verlassen auch hier mit ungewisser Zukunft.
KOMET Ausgabe 5775 – Januar 2023!
INFOS:
Hersteller: Intamin AG, Typ: Giant Drop, Höhe: 55 m, Baujahr: 2000, Kapazität: ca. 500 p/h, Fahrzeit: ca. 1 1/2 Minuten, Geschwindigkeit: 80 km/h; Gs: 4G Thematisierung: Industrie, Bügel: Schulterbügel,
Besonderheiten: Prototyp der Stehgondel. Tiltfunktion, Hängegondel als 5th Element nachgerüstet; Verschiedene Sitzpositionen
Frühere Namen: —-; Baugleiche Anlagen: —–; Fastpass: Nein; Single Rider: ??; Babyswitch: Nein
Freigegeben ab: 1,20 Meter Sit-Down; 1,40 Meter die anderen
GESCHLOSSEN: 2022 – Verbleib: Unbekannt
THRILLFAKTOR:
FOTOS:
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